Sternenkartographie

Kategorie: Arbeiten 2013
Veröffentlicht am Freitag, 01. März 2013 12:17
Geschrieben von Matthias Ströckel
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Sternenkartographie nach Duchamp (Implikation) | 2013 | historische Sternenkarte, Laserdruck und Fotokopie auf Papier | 69 x 120 x 5 cm

Als Ausgangspunkt dieser Arbeit dient ein Text des Künstlers Marcel Duchamp, der sich zeit seines Lebens für unterschiedliche Prinzipien von Weltaneignung interessierte. Er setzte sich daher auch intensiv mit der englischen Sprache auseinander und begann diverse Kurztexte zu schreiben, welchen jeweils auch ein bestimmtes Konzept zugrunde lag. In dem Text „THE“ aus dem Jahr 1916 formulierte Duchamp beispielsweise Sätze, welche ganz und gar unsinnig sein sollten und keinen nachvollziehbaren Gedanken erkennen lassen - grammatikalisch dennoch korrekt sind! Der Artikel „The“ wurde dabei stets durch ein Sternchen ersetzt.

Der Text Duchamps dient nun als Ausgangspunkt der Arbeit „Sternenkartographie nach Duchamp (Implikation)“. In einem auf der Wand angebrachten Kasten hängt dieser Text als Fotokopie. Die einzelnen Sternchen wurden hier jedoch zu einem Sternzeichen miteinander verbunden. Weitere Blätter, unter anderem eine historische Sternenkarte des Jahres 1909, dokumentieren die Suche nach einer tatsächlich existierenden und deckungsgleichen Sternenkonstellation, wie eben die aus dem Text heraus konstruierte.

Die Konstellation wird schließlich im Bereich von Andromeda, Kassiopeia und Perseus gefunden. In einer Schrift, in der die Sätze keinerlei Bedeutung haben sollen, erzeugt die zufällige Verteilung der Platzhalter nun Sinn. Die Auslassungszeichen in Form von Sternchen, die sog. Asteriske (von griech. Asterískos, kleiner Stern), werden zum Bedeutungsträger eines wirklichen Sternbildes.